Ob man nun über Erasmus an einer europäischen Uni studiert, sein Auslandssemester an einer Partnerhochschule verbringt oder als Free-Mover unterwegs ist – auf Anfangsprobleme stoßen viele internationale Studierende.
Wir haben uns umgehört, wie verschiedene Studierende ihre erste Zeit während des Auslandsaufenthaltes erlebt haben und geben euch Tipps, wie ihr die Zeit erfolgreich meistert. Mit diesen Ratschlägen steht einem entspannten Start in die aufregendste Zeit eures akademischen Lebens nichts mehr im Wege.
Flo & Ben, die an der TU München studieren, sind gerade aus ihrem Auslandssemester in China zurückgekommen und berichten:
"Englisch kann in China nicht jeder. Dem Taxifahrer musste ich meine Adresse in chinesischen Schriftzeichen zeigen und wusste die ganze Fahrt lang nicht, ob ich wirklich am richtigen Ort ankommen werde. Auch an mein Zimmer im 28. Stockwerk musste ich mich erstmal gewöhnen – es gab nicht mal ein Fenster. Die Uni ist außerdem verschulter als in Deutschland, das System ist ganz anders." (Flo, für ein Semester in Shanghai)
Ben hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Nach einem Jahr in Hangzhou bilanziert er nichtsdestotrotz:
"Am Ende ist es eine Mischung aus Vorfreude auf Zuhause, auf die Familie und auf die Freund:innen, aber man ist auch traurig, weil das Auslandssemester schon wieder um ist und dann der normale Alltag in Deutschland wieder beginnt."
Tipps für euer Auslandssemester
Vor der Abreise
1. Die geographische Lage nicht vernachlässigen
Klar, viele von euch haben gewisse Erwartungen, haben Favoriten und Lieblingsstädte, aber vergesst nicht, wie wichtig die geografische Lage eures Studienortes ist. Was einen Auslandsaufenthalt besonders macht, sind meist die vielen Ausflüge und Trips mit anderen Erasmusstudis und neuen Freund:innen. Von Südfrankreich aus könnt ihr beispielsweise bequem und günstig mit dem Zug nach Barcelona oder Italien reisen. Ihr seid auch superschnell für ein Wochenende in Paris. Wird euch der Trubel in Bangkok zu viel, findet ihr günstige Flüge an den Strand oder in andere asiatische Städte wie Singapur oder Kuala Lumpur.
2. Connectet euch mit anderen Studierenden
Auf Veranstaltungen vom International Office an eurer Universität könnt ihr Studierende kennenlernen, die ihr Auslandssemester bereits in eurer Wunsch-Stadt verbracht haben und wichtige Tipps parat haben. Auch in Erfahrungsberichten im Internet findet ihr oft eine E-Mail-Adresse – Fragen kostet nichts!
3. Plant euer Budget großzügig und rechnet mit unerwarteten Ausgaben
Ihr solltet euch ein neues Bankkonto zulegen, von dem ihr zu günstigen Konditionen im Ausland Geld abheben könnt. Nehmt euch aber trotzdem für den Start eine kleine Summe Bargeld mit – gerade im außereuropäischen Ausland könnte es unerwartete Probleme beim Geldabheben geben. Damit euer Budget nicht bereits durch den Flug zu eurer neuen Heimat erschöpft wird, informiert euch über günstige Flüge und Studierendenrabatte hier bei FLYLA.
Angekommen! Die ersten Tage im Ausland
4. Werdet Ja-Sager:innen
Ihr seid müde vom Umzug, versteht die Sprache doch nicht so gut wie gedacht und habt euch das erste Mal verlaufen? Egal! Gerade am Anfang solltet ihr aus eurer Komfortzone ausbrechen und zu allem „Ja“ sagen – zur Erasmusparty, obwohl ihr niemanden dort kennt, zur Einladung zum gemeinsamen Mensa-Essen, zum Sportkurs in der Fremdsprache, obwohl ihr selbst beim Fahrkarte kaufen schon Schwierigkeiten hattet.
5. Alles wird zum Abenteuer
Euer Stundenplan, den ihr pflichtbewusst bereits vor der Anreise erstellt habt, wird nochmal komplett durcheinandergeworfen, die Bank möchte kein Bankkonto eröffnen und alles ist irgendwie anders. Nehmt es locker und bittet Mitmenschen um Hilfe. Vielleicht lernt ihr auf diese Weise sogar zukünftige Freund:innen kennen.
6. Geht euren Kommiliton:innen von Zuhause aus dem Weg
Die Verlockung ist groß: Ihr steht vor den gleichen Herausforderungen, Sprachbarrieren und kennt (noch) niemanden. Trotzdem... meidet Kommiliton:innen von der Heimatuni so gut wie es geht! Sucht euch einheimische Bezugspersonen oder unternehmt etwas mit den anderen nicht-deutschsprachigen Erasmusstudis. Hinterher seid ihr froh, dass ihr nicht sechs Monate oder ein Jahr lang in einer deutschen Bubble gelebt habt, sondern aus eurer Komfortzone ausgebrochen seid. Auch eure Sprachkenntnisse werden es euch danken.
7. Wie finde ich Anschluss?
Ganz auf euch alleine gestellt seid ihr nicht: Von der Uni und Erasmus-Clubs (wie z.B. ESN) werden zahlreiche Veranstaltungen, Get-Togethers und Ausflüge angeboten. Hier ist die Hemmschwelle nicht so hoch, denn auch viele der anderen Teilnehmer:innen sind neu und haben noch keinen Anschluss gefunden. Ansonsten könnt ihr natürlich in der Uni Leute kennenlernen, im Internet findet ihr auf Facebook, Meetup & Co. coole Events und Gleichgesinnte.
Du hast dich eingelebt
8. Studieren (ja, wirklich!)
Bei manchen ist es wirklich total egal, mit welchen Noten und wie vielen ECTS sie wieder nach Hause kommen. Bei anderen hingegen nicht. Es wäre ärgerlich, wenn ihr am Ende fünf Prüfungen nachholen müsst oder im schlimmsten Fall gezwungen seid, ein Stipendium zurückzuzahlen. Deshalb solltet ihr – neben den ganzen tollen Erfahrungen, die auf euch warten – auch der Uni und dem Lernen etwas Aufmerksamkeit schenken.
9. Macht Sachen, die ihr zuhause auch macht
Die durchgemachten Nächte, (zu) viel Alkohol, neue Leute, neue Umgebung – alles ist aufregend, aber euer Erasmussemester ist keine sechsmonatige Party (ok, vielleicht doch...). Ihr seid keine Tourist:innen, sondern wohnt in dieser Stadt und solltet daher nicht eure kompletten Interessen und Gewohnheiten ändern. Ihr geht gerne Joggen? Dann macht das auch am Strand in Australien oder entlang der Seine in Paris.
10. Bereitet euch auf die Post-Erasmus-Depression vor
Wie bereits von Ben & Flo angekündigt, werdet ihr während eures Auslandssemesters viele neue Leute kennenlernen und viel Aufregendes erleben. All das wird nicht spurlos an euch vorübergehen. Bereitet euch also auf die Zeit danach vor. Versucht euch auf daheim zu freuen, plant Mini-Trips mit Freund:innen aus der Heimat oder der Familie. Denn nichts ist schlimmer als ein klassisches Post-Erasmus- und Post-Travel-Loch.